Die Corona-Pandemie hat uns trotz sinkender Inzidenzwerte nach wie vor im Griff und dabei immense Auswirkungen auf die Zielgruppen, Beschäftigten und Organisationen Sozialer Arbeit sowie angrenzender Professionen und Berufe.
Im Mai 2020 haben sich Wissenschaftler*innen der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin) zu den Folgen und Herausforderungen der Corona-Pandemie positioniert.
Die Sorge war bereits zu diesem Zeitpunkt, dass die Pandemie drohe, die gesellschaftlichen Ungleichheitsverhältnisse zu verstärken und soziale Spaltungen zu vergrößern. In einer Stellungnahme haben die Hochschullehrer*innen wichtige Zielkonflikte benannt und konkrete Handlungsansätze entwickelt.
Auch wir als Landesarmutskonferenz Berlin beobachten, dass Menschen in prekären Verhältnissen überproportional unter den Folgen der Pandemie zu leiden haben.
Was genau die Kolleg*innen in unseren Mitgliedsorganisationen vor Ort beobachten und wie sie die Situation einschätzen, wollte die Fachgruppe Armutsbegriff wissen.
So entstand die Idee, die SAGE-Stellungnahme einem „Praxischeck“ zu unterziehen: Was sagt die Praxis zu den Forderungen der SAGE-Wissenschaftler*innen? Welche Beobachtungen machen unsere Kolleg*innen und welche Wünsche und Forderungen haben sie an die Politik?
Das Team um Fachgruppen-Sprecherin Prof. Dr. Susanne Gerull hat die Umfrage im Verlaufe des Jahres 2020 durchgeführt und in diesem Frühjahr ausgewertet.
Die Analyse unserer Mitglieder-Befragung liegt nun als schriftliche Stellungnahme vor, die auch wichtige politische Forderungen enthält.
Unsere Stellungnahme haben wir zusammen mit unseren Mitgliedern, Funktionsträger*innen und vielen Interessierten diskutiert.
Wir bedanken uns für Ihr Interesse und bei allen Beteiligten für ihre Mitwirkung.
"Die Folgen der Corona-Pandemie sind für arme, ausgegrenzte und benachteiligte Menschen besonders gravierend. Dies zeigt die vorliegende Befragung der Mitgliedsorganisationen der Landesarmutskonferenz Berlin beeindruckend deutlich.
Das ist besonders bedrückend und empörend angesichts so vieler während der Pandemie stillgelegter Ressourcen, über die unsere Gesellschaft verfügt.
Leerstehende Hotels böten eine sicherere Unterkunft für wohnungslose und geflüchtete Menschen aus Gemeinschaftsunterkünften. Gaststätten könnten gemeinsam mit der Berliner Tafel kieznahe Versorgung anbieten.
Mehr Solidarität ist gefragt, unkonventionelle Ideen und Lösungen braucht unsere Stadt."
"Für viele Geflüchtete sind die Pandemiefolgen besonders hart: etliche arbeiten in Branchen mit überdurchschnittlich hoher Kurzarbeit und Schließungen. Ausgefallene Sprachkurse und Fortbildungen bremsen die berufliche Weiterentwicklung.
Die notwendige Isolation in den Gemeinschaftsunterkünften hemmt die Entwicklung der Flüchtlingskinder, die wegen fehlender Endgeräte oder W-Lan-Zugänge seltener am Homeschooling teilnehmen.
Zusätzliche Unterstützung für Kinder ist deshalb geboten. Junge Geflüchtete brauchen dringend einen der raren Ausbildungsplätze, denn für etliche stellt eine ‚Ausbildungsduldung‘ die einzige Chance auf einen rechtmäßigen Aufenthalt in Deutschland dar."