Herr Wolf, Sie sind 1. Vorsitzender des Berliner Landesverbandes des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit (DBSH). Wofür steht Ihr Verband?
Vielleicht kurz vorweg: Ich mache mit dem Begriff „Soziale Arbeit“ immer wieder die Erfahrung, dass viele damit nicht unbedingt etwas anfangen können. Früher wurde von den Fachrichtungen der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit gesprochen. Unter dem heutigen Begriff „Soziale Arbeit“ finden sich beide Berufsgruppen wieder: die Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen.
Der DBSH ist der Berufsverband und die Fachgewerkschaft in einem – und zwar für alle in der Sozialen Arbeit Beschäftigten.
Was heißt das konkret?
Wir wollen, dass unsere Profession fach- und berufspolitisch aufgewertet wird. Wir setzen uns für Qualitätsstandards sowie die Weiterentwicklung und Professionalisierung in der Sozialen Arbeit ein.
Zur Situation osteuropäischer Erntehelfer*innen in der Corona-Zeit, 5. Mai 2020.
Quelle: "Helle Panke" e.V. - Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, 3 x 3 #9
Herr Pospiech, der Kongress „Armut und Gesundheit“, den Sie und Ihr Team alljährlich organisieren, gehörte Anfang März zu den ersten Veranstaltungen in dieser Stadt, die aufgrund der Corona-Krise abgesagt wurden. Haben Sie schon Möglichkeiten gefunden, wie Interessierte zukünftig online auf die geplanten Kongress-Inhalte zugreifen können?
Wir haben allen Beteiligten angeboten, ihre Veranstaltungen per Audiomittschnitt oder Videokonferenzen umzusetzen oder uns eine schriftliche Beitragszusammenfassung zukommen zu lassen. Von diesen Angeboten haben viele Gebrauch gemacht, so dass wir nun die Beiträge sukzessive online stellen können (www.armut-und-gesundheit.de). Weitere werden folgen, so dass wir einen großen Teil der Diskussionen digital abbilden können.
Hallo Dirk, Du bist schon seit Jahren in der Landesarmutskonferenz Berlin in der Fachgruppe Migration aktiv. Und arbeitest in der AWO Fachstelle für Integration und Migration in Berlin Schöneberg. Dort bietet Ihr Beratung für erwachsene Zuwanderer an. Wer kommt zu Euch und wie könnt Ihr den Menschen helfen?
Zu uns kommen Menschen aus allen Ländern meist zu Beginn ihres Aufenthaltes in Deutschland. Dabei sind die Gründe ihres Hierseins ganz unterschiedlich. Und so ist es auch mit ihrem rechtlichen Aufenthaltsstatus. Unsere Aufgabe besteht darin, ihnen zunächst zu erklären, wie unsere Verwaltung funktioniert und wo sie was beantragen oder klären müssen. Denen, die sprachlich noch nicht so weit sind, helfen wir ....
Susanne, die Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung Berlin e. V. (LAG SIB) ist Mitglied in der Landesarmutskonferenz Berlin. Du leitest die Geschäftsstelle. Was sind Eure Aufgaben?
In der LAG SIB haben sich die gemeinnützigen und staatlich anerkannten Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Berlin zusammengeschlossen.
In die Schuldnerberatung kommen Menschen, die in finanzielle Schieflage geraten sind. Meist haben sie plötzlich ihren Arbeitsplatz verloren, sind erkrankt oder haben eine Trennung hinter sich. Unsere Beratung ist kostenfrei und natürlich streng vertraulich. Uns geht es darum, Betroffenen nachhaltig zu helfen. Daher reicht es nicht aus, alle Gläubiger aufzulisten und Forderungen einzusammeln. Wir versuchen immer ....
Frau Dr. Lüke, Sie sind seit Anfang 2019 Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Stadtmitte (DWS). Uns verbindet nicht nur die Mitgliedschaft des DWS innerhalb der Landesarmutskonferenz Berlin. Sie unterstützen unsere Arbeit darüber hinaus mit vielen weiteren Ressourcen.
Durch die Landesarmutskonferenz hat der Sozialstaat in Berlin eine dauerhafte und laute Stimme bekommen. Darüber sind wir sehr froh, denn diese Allianz ist für uns essentiell. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern können wir uns für all jene stark machen, die in unserer Gesellschaft zu wenig Gehör finden.
Unter dem Dach des DWS ist eine Vielzahl an Projekten mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten zu finden. Wofür steht die Diakonie Stadtmitte?
Wir sehen uns als Anwältinnen und (....)
Martin, Du vertrittst den Arbeitskreis Wohnungsnot. Dieser ist seit Jahren bei uns Mitglied in der Landesarmutskonferenz Berlin. Wer seid und was macht Ihr?
Unser Arbeitskreis Wohnungsnot ist ein klassisches Vernetzungsgremium. Wir bringen die verschiedenen Träger und Einrichtungen der Berliner Wohnungsnotfallhilfe an einen Tisch und versuchen, unabhängig von den großen Wohlfahrtsverbänden und der Politik Lösungen für die Betroffenen zu entwickeln. Manchmal geht es bei unseren Sitzungen einfach nur darum, dass wir uns über den Alltag an den Berliner Jobcentern oder den Sozialen Wohnhilfen austauschen und somit immer wissen, was vor Ort konkret passiert. Und wir sprechen natürlich (...)
Hallo Claudia, Du bist schon seit vielen Jahren für die Landesarmutskonferenz Berlin in der Fachgruppe Kinderarmut und Familien unterwegs. Sonst arbeitest Du bei der Berliner Stadtmission und hast da ganz viele Aufgaben ...
... ja, das stimmt! Ich koordiniere als Leiterin verschiedene Projekte der gemeinwesenorientierten Arbeit mit Kindern und Familien, die meisten sind über Spenden finanziert. Jedes Projekt hat eigene Schwerpunkte, die sich aber alle an den Bedürfnissen der Kinder und Familien ausrichten. Ein Schwerpunkt bei mir ist die Arbeit mit Mädchen im Teenager-Alter. Dazu bieten wir ....
Hermann, welche Informationen erreichen Dich derzeit als Sprecher der Landesarmutskonferenz Berlin? Was ist los in der Stadt, was macht Dir besondere Sorgen?
Ich sehe einfach, dass es die armen Menschen sind, die derzeit ganz besonders bedroht sind und unter der Situation leiden. Viele haben Vor- oder Mehrfacherkrankungen und gehören zu den besonderen Risikogruppen, für die eine Ansteckung mit dem Coronavirus äußerst gefährlich, gar lebensbedrohlich wäre. Dazu kommt ...
18. März 2020: "Wer kann sich von wem anstecken?" ist wohl gerade eine der häufigsten Fragen. Wohnungslose haben es besonders schwer. Menschen machen einen noch größeren Bogen um sie. Und dabei trifft es diese Personengruppe derzeit besonders hart. Sie haben keinen eigenen Rückzugsort, Unterbringungen oder Tagesstätten stehen nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung, die Verpflegungslage ist kritisch und was passiert im Verdachtsfall? Wo gibt es geeignete Locations? Wer kann und will, spendet. Soforthilfe ist wichtig!
"Nacht der Solidarität" am 29. Januar 2020 in Berlin
3. Februar 2020
Interview mit Prof. Dr. Susanne Gerull
Sprecherin der Fachgruppe Armutsbegriff in der Landesarmutskonferenz Berlin
Susanne, Du bist in Berlin als DIE Expertin zum Thema Wohnungslosigkeit bekannt. Was genau macht Dich zur Expertin in Armutsfragen?
Ich komme aus einem sehr politischen Elternhaus, in dem wir viel über soziale Gerechtigkeit und ähnliche Themen gesprochen haben. Mein Vater war zuletzt in der Wohnungswirtschaft tätig und meine Mutter hat als Sozialarbeiterin mit alten Menschen gearbeitet. Ich selbst habe direkt nach dem Studium ....