„Ihr müsst den Leuten deutlicher machen, warum die Europawahl sie persönlich betrifft, welche Gesetze auf europäischer Ebene entschieden werden und unser tägliches Leben oder lokale Lebensbedingungen beeinflussen.“ So einer der Teilnehmer, der WIR KOMMEN WÄHLEN! Veranstaltung der Landesarmutskonferenz Berlin am Mittwoch den 8. Mai in der Berliner Stadtmission. WIR KOMMEN WÄHLEN! ist ein traditionelles Veranstaltungsformat der Landesarmutskonferenz Berlin zu den Wahlen. Die Idee ist, von Armut betroffene Menschen zu motivieren von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Gleichzeitig sollen Politiker*innen für die Problemlagen dieser Menschen sensibilisiert werden.
Es trafen sich an diesem Nachmittag rund 100 von Armut betroffene Menschen mit EU-Wahlkandidat*innen. An fünf verschiedenen Tischen wurde emotional und empathisch von allen Seiten diskutiert und die Politiker*innen rotierten, sodass am Ende jeder mit jedem ins Gespräch kam. Einer der Teilnehmer am Tisch von Jan-Denis Wulff (Bündnis 90/Die Grünen) sagte: „…es braucht mehr Kompetenzen in der EU, die sollen weniger bei den Mitgliedsstaaten liegen, damit es auch eine sozial Union wird, in der die Sozialsysteme angeglichen werden“. In Bezug auf Arbeitsverhältnisse in der EU beschäftigte eine Teilnehmerin die Frage: „Für die Zukunft zu planen ist gut, aber was machen wir jetzt mit den Menschen, die schon da sind?“ Hierbei ging es um prekäre Arbeitsverhältnisse von Menschen, die in der EU stranden. Die Antworten der Politiker*innen fielen klug, empathisch und manchmal auch ratlos aus, dankbar für die Möglichkeit des direkten Austauschs, hätten auch sie für sich konkret Anregungen mitgenommen. Gekommen waren Gaby Bischoff (SPD), Anastasia Vishnevskaya-Mann (FDP), Jan-Denis Wulff (Bündnis 90/Die Grünen), Carsten Schatz (Die Linke) und Björn Wohlert (CDU). „Deutlich wurde ebenfalls bei den Anwesenden Parteien, dass diese sehr unterschiedliche Vorstellungen von einer sozialen europäischen Gemeinschaft hätten, welches eine wichtige Information für die Wahlentscheidung der Anwesenden war“, so Karsten Krull, Sprecher der Landesarmutskonferenz Berlin.
Annette Siegert vom Netzwerk #ichbinarmutsbetroffen fasste am Ende zusammen: „Mir ist klar geworden, dass es vielleicht nicht ganz so wichtig ist, welche Partei ich wähle, aber es ist besonders wichtig, eine demokratische Partei zu wählen.“
Das Format, WIR KOMMEN WÄHLEN! wird auch im kommenden Jahr zur Bundestagswahl 2025 wieder von der Landesarmutskonferenz Berlin und dem Arbeitskreis Wohnungsnot veranstaltet werden.
Am 12. Februar 2023 wird in Berlin erneut gewählt - Die Abgeordneten für das Berliner Abgeordnetenhaus sowie die zwölf Bezirksverordnetenversammlungen.
Als Landesarmutskonferenz Berlin haben wir beschlossen, auch in diesem Jahr an der Durchführung unserer Initiative WIR KOMMEN WÄHLEN! festzuhalten. Wir sind davon überzeugt, dass es gerade in dieser Zeit unser Auftrag sein muss, Missstände und Herausforderungen rund um die Themen Armut und Ausgrenzung in Berlin anzusprechen und auf die politische Agenda zu setzen. Wir möchten Politiker*innen mit Betroffenen und Bürger*innen ins Gespräch bringen. Gemeinsam wollen wir die Stimme erheben, um Politikansätze zu diskutieren, die auch in der Lage sind Armut und Ausgrenzung präventiv entgegenzuwirken.
Herzliche Einladung an alle Bürger*innen, wohnungslose und arme Menschen zum diesjährigen WIR KOMMEN WÄHLEN! unter dem Motto:
Die Krise als Dauerzustand - Armut und Wohnungslosigkeit in Berlin
in Zeiten von Krieg und Inflation!
Veranstaltungsort:
Tagestreff für obdachlose Menschen der GEBEWO Soziale-Dienste
im Hofbräuhaus am Alex im 1. Stock (Eingang rechts neben dem Gebäude)
ab 14 Uhr
Die Idee hinter unserer Initiative WIR KOMMEN WÄHLEN! ist seit 2011 unverändert geblieben ...
... wir wollen von Armut betroffene Menschen – und jene, die zu den sogenannten Risikogruppen gehören – motivieren, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Denn gerade diese Bevölkerungsgruppen gehen häufig nicht (mehr) zu Wahlen.
... wir möchten Politiker*innen für die Problemlagen dieser Menschen sensibilisieren, indem wir beiden Gruppen zusammen und miteinander ins Gespräch bringen.
... die Arbeit unserer Mitgliedsverbände findet häufig außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung statt. Auch das wollen wir ändern: Unsere Mitglieder leisten einen großen Anteil an der Unterstützung der Integration und Teilhabe in dieser Gesellschaft.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass Kooperationen zwischen den Einrichtungen besonders konstruktiv sind.
Als mögliche Gesprächsgrundlage und zur inhaltlichen Vorbereitung der Veranstaltungen wird die Landesarmutskonferenz Berlin aus den verschiedenen Programmen der Parteien die maßgeblichen Aussagen zum Thema Armut zielgruppengerecht aufarbeiten. Hieraus entsteht ein Faltblatt, das unabhängig von den Veranstaltungen zur Information über politische Entscheidungsmöglichkeiten für die Zielgruppen und alle Mitwirkenden dienen soll. Weiterführende Informationen wird es hier auf unseren Webseiten geben.
Die WIR KOMMEN WÄHLEN!-Veranstaltungen können bereits ab Frühsommer in den unterschiedlichsten sozialen Einrichtungen stattfinden. Wir wollen erreichen, ein möglichst breites Spektrum abzudecken.
Zu den WIR KOMMEN WÄHLEN!-Veranstaltungen in diesem Jahr sollen die Politiker*innen der Parteien CDU, SPD, die LINKE, Bündnis 90/Die Grünen und FDP eingeladen werden, die sich als Kandidat*innen für das Abgeordnetenhaus oder die Bezirksverordnetenversammlungen bewerben.
Sie können und sollen nach ihren Ideen und Konzepten für eine wirksame Armutsbekämpfung befragt werden.
Um einen besonderen Bezug zum Wohnort der Gäste und Teilnehmenden herzustellen, wäre es gut, die Politiker*innen aus dem entsprechenden Wahlkreis einzuladen.
Können wir mit Ihrer Unterstützung rechnen?
Kennen Sie unsere WIR KOMMEN WÄHLEN-Initiative bereits, die wir seit 2011 regelmäßig in Berlin in Gang setzen? Gehören Sie zu unseren (Mitglieds-) Organisationen, die in den vergangenen Jahren schon einmal dabei waren?Planen Sie, gerade im Superwahl 2021 unsere Arbeit zu unterstützen?
Sind Sie über Umwege auf unsere Initiative aufmerksam geworden? Möchten Sie gerne zum ersten Mal mitmachen und haben Fragen an uns und zum Format?